Sonntag, 23. August 2015
Bolt bleibt der schnellste Mann der Welt
Es war das Highlight des ersten Wochenendes der Leichtathletik-WM in Peking – das 100-Meter-Finale der Männer. Im Vorfeld konzentrierte sich die Öffentlichkeit insbesondere auf den Zweikampf zwischen Usain Bolt und Justin Gatlin. Der US-Amerikaner Gatlin wurde dabei in erster Linie kritisch beäugt. Nach seiner zweiten Dopingsperre, die der amerikanische Verband von vier auf acht Jahre reduziert hatte, lief der Olympiasieger von 2004 in diesem Jahr schneller als je zuvor.
Mit dem Image als „Bad Boy“ der Leichtathletik scheint Gatlin aber ganz gut leben zu können. Im Halbfinale erzielte er mit 9,77 Sekunden die beste Zeit des Tages, während Bolt gleich zu Beginn seines Laufes etwas aus dem Tritt kam. Der Weltrekordler aus Jamaika zeigte dann aber sehr starke zweite 50 Meter und gewann seinen Lauf, in dem vier Sprinter unter 10 Sekunden blieben, noch äußerst knapp. Mit Julian Reus stand auch erstmals seit 1983 wieder ein Deutscher im 100-Meter-Halbfinale. Mit 10,28 war der Wattenscheider aber chancenlos.

Nach der beeindruckenden Vorstellung am Nachmittag ging Justin Gatlin leicht favorisiert in das Finale am Abend. Neben ihm und dem mehrmaligen Olympiasieger Bolt standen in Asafa Powell und Tyson Gay weitere klangvolle Namen der Sprintszene am Start. Dass sieben der neun Finalisten aus Nordamerika oder der Karibik stammen, unterstreicht einmal mehr die Überlegenheit dieser Region im Sprintbereich. Einzig der Brite Linford Christie durchbrach 1993 die WM-Siegesserie der (Nord-/Mittel-)Amerikaner – der wurde allerdings auf Jamaika geboren. In den 28 olympischen Entscheidungen seit 1896 errangen die Europäer immerhin sechs Titel (vier Briten, u.a Linford Christie 1992, ein Russe und mit Armin Hary 1960 auch ein Deutscher), jeweils zwei gingen bisher nach Kanada und Jamaika, einer nach Trinidad & Tobago und der Rest an die USA. Bei Weltmeisterschaften (seit 1983) sprinteten acht Mal US-Amerikaner zum Erfolg, jeweils ein Mal Großbritannien, Kanada und St. Kitts & Nevis, die nun vier letzten Titel gingen aber nach Jamaika.
Denn im heutigen Finale setzte sich ein Mal mehr Superstar Usain Bolt durch. Gatlin erwischte zwar wiederum den besseren Start, konnte sich dort aber nicht genügend absetzen, um Bolt auf Distanz zu halten. Der gewann das Rennen in 9,79 Sekunden knapp vor Gatlin (9,80) sowie den beiden Youngsters André De Grasse aus Kanada und Trayvon Bromell aus den USA.
Für Usain Bolt war das der dritte WM-Titel und die fünfte Goldmedaille bei Großereignissen (WM und Olympia) über die 100 Meter. Damit ist er, zusammen mit Carl Lewis, der erfolgreichste 100-Meter-Sprinter aller Zeiten.

Während die deutschen Leichtathleten in dieser Entscheidung erwartungsgemäß nichts mit der Medaillenvergabe zu tun hatten, war auf die DSV-Werfer, oder in diesem Fall besser -Stoßer, Verlass. Christina Schwanitz holte Gold, der zweimalige Weltmeister David Storl immerhin Silber.
Keine Medaille gab es dagegen im Siebenkampf, Carolin Schäfer gelang beim Weitsprung kein gültiger Versuch. Claudia Rath wurde achtbare Fünfte und Jennifer Oeser kam nach Babypause auf Rang 10 ins Ziel. Weltmeisterin, ebenfalls nach Schwangerschaftspause, wurde die Britin Jessica Ennis-Hill vor Favoritin Brianna Theisen-Eaton aus Kanda. Die zweite Britin, Katarina Johnson-Thompson, vergab ihre gute Medaillenchance ebenfalls mit einem „Salto Nullo“ im Weitsprung.
Trotzdem führt Großbritannien den Medaillenspiegel nach dem ersten Wochenende der WM im Pekinger „Vogelnest“ an. Als einzige Nation haben sie bisher zwei Goldene auf dem Konto, neben Jessica Ennis gewann auch Mo Farah über die 10.000 Meter.

Autor: Andreas Arens