Montag, 28. September 2015
Statistik zur Rugby-WM
Titel:
2 Neuseeland
2 Australien
2 Südafrika
1 England

Finals:
3 Neuseeland
3 Australien
3 England
3 Frankreich
2 Südafrika

Medaillen:
5 Neuseeland
5 Frankreich
4 Australien
3 Südafrika
3 England
1 Wales
1 Argentinien

Semi-Finals:
6 Neuseeland
6 Frankreich
5 Australien
4 England
3 Südafrika
2 Wales
1 Argentinien
1 Schottland

Quarter-Finals:
7 Neuseeland
7 Australien
7 England
7 Frankreich
6 Schottland
5 Südfafrika
5 Irland
4 Wales
3 Argentinien
2 Samoa
2 Fidschi
1 Kanada

Punkte:
160 Neuseeland
141 Australien
132 Frankreich
123 England
108 Südafrika
85 Schottland
81 Wales
73 Irland
67 Argentinien

Rangliste, Gesamt:
1. Neuseeland (345)
2. Australien (311)
3. Frankreich (277)
4. England (258)
5. Südafrika (238)
6. Wales (121)
7. Schottland (120)
8. Irland (98)
9. Argentinien (97)
10. Samoa (59)
11. Fidschi (52)
12. Italien (39)
13. Kanada (38)



Montag, 28. September 2015
Rugby-WM 2015: Gastgeber England zittert
Seit gut einer Woche messen sich die besten Rugby-Teams bei der Weltmeisterschaft in England. Favoriten der achten Auflage dieses Turniers sind die üblichen Verdächtigen, insbesondere Titelverteidiger Neuseeland und Gastgeber England.
Dieser hat am Samstag aber eine bittere Niederlage erlitten; mit 25:28 unterlag man dem Erzrivalen Wales und muss nun sogar das Gruppen-Aus fürchten. Denn bei der Auslosung hatten die beiden britischen „Home Nations“ kein Glück. Bereits am 3. Dezember 2012 (!) waren die Gruppen eingeteilt worden, die Setzliste orientierte sich dabei an der damals aktuellen Weltrangliste und so landete England in Lostopf 2, Wales gar in Topf 3 (während sich Samoa im zweiten befand).
Mit Australien (2.), England (3.) und Wales (4.) sind nun drei der Top Vier der aktuellen Weltrangliste in Staffel A, zudem mit Fidschi (9.) ein eigentlich weiterer potentieller Viertelfinal-Kandidat. Da nur die ersten beiden der fünf Mannschaften jeder Gruppe das Viertelfinale erreichen, steht England schon gewaltig unter Druck.

Für Wales sieht es dagegen gut aus, ebenso wie Australien hat man nach zwei Spielen 9 Punkte auf dem Konto und könnte durch einen Sieg mit Extrapunkt gegen die Fidschi Inseln die K.O.-Runde bereits buchen. England muss hingegen unbedingt gegen Australien gewinnen, um überhaupt noch eine Chance zu haben. Dennoch bleibt es in der „Todesgruppe“ spannend, auch weil diese Weltmeisterschaft bereits gezeigt hat das kleinere und auch sehr große Überraschungen möglich sind.
Diese gelang nämlich den Japanern, als sie am ersten Spieltag den zweimaligen Champion aus Südafrika sensationell mit 34:32 schlugen. Somit haben in der Gruppe B noch vier Teams realistische Möglichkeiten das Viertelfinale zu erreichen. Der nächste Spieltag dürfte wegweisend werden: Der Gewinner der Partie Schottland gegen Südafrika darf den Gruppensieg anpeilen, während der Verlierer des Matches zwischen Samoa und Japan seine Hoffnungen auf das Viertelfinale begraben muss.
Fast entschieden ist hingegen die Gruppe C. Neuseeland kann nach seinem recht knappen Sieg gegen Argentinien keine Mannschaft dieser Staffel mehr stoppen, während die Argentinier den zweiten Rang nach dem deutlichen Erfolg über Georgien sicher haben sollten, da die Georgier wiederum schon gegen Tonga gewonnen haben. Klare Verhältnisse also in dieser Gruppe, aber das war schon nach der Auslosung nicht anders erwartet worden.
Die Gegner für Neuseeland und Argentinien im Viertelfinale werden wohl Irland und Frankreich lauten. Diese beiden Nationen sollten sich um Platz eins der Staffel D streiten, der wichtig wäre, um den „All Blacks“ aus dem Weg zu gehen. Vor dem Turnier wurde der aktuelle „Six-Nations“-Sieger Irland als Geheimfavorit auf den Titel gehandelt und diese Rolle konnte es bisher, ähnlich wie Wales, bestätigen.
Dass gerade die beiden kleinen britischen Nationen bei der WM überzeugen, kommt nicht überraschend. In den letzten 10 Jahren gewannen Wales vier Mal und Irland drei Mal das Six Nations, während England nur bei einer Austragung des prestigeträchtigsten Rugby-Wettbewerbs der Welt siegte. Aus europäischer Sicht wird auch Frankreich noch viel zugetraut, Schottland hat sich in den vergangenen Jahren hingegen nicht ganz so stark präsentiert.

Größere Chancen, als den europäischen Mannschaften werden den Top-Teams der südlichen Hemisphäre eingeräumt. Neuseeland, Australien und Südafrika holten schon jeweils zwei Mal den WM-Titel (bei sieben Austragungen) und scheinen auch aktuell wieder gut drauf zu sein – trotz der Niederlage Südafrikas gegen Japan. Beachtlich ist die Entwicklung der Argentinier in den letzten 15 bis 20 Jahren. Mittlerweile dürfen sie als Stammgast unter den Top Acht der Welt gelten.
Bei so vielen Spitzenmannschaften fällt eine Prognose für die K.O.-Runde schwer, ich versuche trotzdem mal mein Glück:

Viertelfinale:
Neuseeland – Irland > für die „All Blacks“ aus Neuseeland wäre alles andere als das Halbfinale eine herbe Enttäuschung
Südafrika – Australien > ganz schwierige Entscheidung, aus Sympathie würde ich hier auf die „Springboks“ aus Südafrika tippen
Frankreich – Argentinien > egal, ob der Gegner Frankreich oder Irland heißt, Argentinien hat eine Chance auf das Halbfinale
Wales – Schottland > sollte es dieses Duell geben, sehe ich Wales als klaren Favoriten

Halbfinale:

Neuseeland – Südafrika > eigentlich starten die „All Blacks“ bei jeder WM als Top-Favorit, nicht immer konnten sie dieser Rolle auch gerecht werden, wenn es darauf ankam; nach dem Auftakt-Schock gegen Japan traue ich Südafrika zu, sich kontinuierlich zu steigern. >> Tipp: Die „Springboks“ überraschen den Titelverteidiger und schaffen den Sprung ins Finale.

Argentinien – Wales > Für Argentinien wäre der Halbfinaleinzug ein riesiger Erfolg, auch wenn das Team in den ersten beiden Spielen das Potenzial dafür angedeutet hat; Wales hat noch kein Finale bei einer Rugby-WM erreicht, obwohl man immer wieder überzeugende Ergebnisse bei anderen Turnieren ablieferte und oft vielversprechende Mannschaften aufbieten konnte. >> Tipp: Sollte dieses Halbfinale tatsächlich zu Stande kommen, werden sich die Waliser die Chance nicht entgehen lassen und die britische Ehre retten.

Finale: Südafrika – Wales
Dieses Finale würden wohl nur wenige Rugby-Experten tippen, aber ich bin ja auch nicht wirklich einer. Neben aktuellen und historischen Ergebnissen habe ich in meine Prognose vor allem Bauchgefühl und Sympathie einfließen lassen. Beiden Teams traut man jedoch zu, eine bedeutende Rolle bei dieser Weltmeisterschaft spielen zu können.
Ein Favorit wäre in diesem Endspiel nicht eindeutig auszumachen, aber ich würde mein Geld auf Wales setzen. Als Co-Gastgeber (acht der 48 Spiele werden in Cardiff ausgetragen) genießt man einen gewissen Heimvorteil und mit einem dritten und einem vierten Platz sieht die WM-Bilanz der Waliser eigentlich schlechter aus, als es dem Status dieser Rugby-Nation entspricht. Mit 38 Siegen ist man immerhin Rekordgewinner des traditionsreichen Six Nations, das seit 1883 zwischen den vier britischen Verbänden ausgespielt wird. 1910 kam Frankreich hinzu (Five Nations) und im Jahr 2000 Italien.

Auf Grund dieser Tradition sträubten sich die britischen Verbände lange gegen die Einführung einer Rugby-WM. In den 1980er Jahren konnten sich die außereuropäischen Mitglieder des IRFB (neben den europäischen „Five Nations“ waren dies Neuseeland, Australien und Südafrika) aber durchsetzen und die Erstaustragung für 1987 wurde beschlossen. Entscheidend war dabei der südafrikanische Verband, der für die WM stimmte, obwohl eine Teilnahme auf Grund des Apartheit-Regimes ausgeschlossen war.
Mittlerweile gehört die Rugby-Weltmeisterschaft, nach der Fußball-WM und den Olympischen Spielen, zu den größten Sportveranstaltungen der Welt. Die Professionalisierung des Rugby-Sports Ende der 1990er Jahre hat diese Entwicklung begünstigt.

Autor: Andreas Arens.